Das nordische Modell
– ursprünglich Schwedisches Modell – ist ein erstmals in Schweden umgesetztes Konzept für eine Prostitutionspolitik, die den Sexkauf unter Strafe stellt. Beim Nordischen Modell geht der Rechtsstaat zum einen davon aus, dass Prostitution nie ganz freiwillig ist, sondern Prostituierte ihren Körper aus einer wie auch immer gelagerten Zwangslage (ökonomisch, sozial….) anbieten, und zum anderen, dass so lange ein Mensch den Körper eines anderen kaufen bzw. benützen kann, es keine Geschlechtergleichheit und keine gewaltfreie Gesellschaft geben kann. Der Staat stellt klar, dass das System Prostitution schädlich für die gesamte Gesellschaft ist und deshalb stigmatisiert werden muss.
Die zwei zentralen Ziele des Nordischen Modells:
- Die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern fördern.
- Den Menschenhandel eindämmen.
Die wichtigsten Säulen des Nordischen Modells:
- Ein Sexkaufverbot, das nicht die Prostituierten unter Strafe stellt, sondern jene, die das sexistische System Prostitution aufrechterhalten – die Sexkäufer/Freier.
- Verbot jeglichen Profits Dritter aus der Prostitution und die Zerschlagung aller Strukturen von Organisierter Kriminalität, die zu Zwangsprostitution und Menschenhandel führen.
- Umfassende sozial-, gesundheits- und berufspolitische Unterstützungsmaßnahmen, wie etwa Ausstiegshilfen für Prostituierte in Form von beruflichen Schulungen und Bildungsangeboten. Damit sollen den Frauen alternative Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Prostitution eröffnet werden.
- Bildungsprogramme an Schulen, die Geschlechtergleichstellung und ein positives, respektvolles Bild von Sexualität zum Inhalt haben.
Chronologischer Überblick
1998 Schweden verabschiedet mit „Kvinnofrid“ (Frauenfrieden) ein Gesetzespaket zur Bekämpfung vonGewalt gegen Frauen. Die Misshandlung und Vergewaltigung sowie die sexuelle Belästigung von Frauen ist ebenso Inhalt diesesGesetzespakets wie das Verbot des Erwerbs sexueller Dienstleistungen. Begleitet wird „Frauenfrieden“ vonbreit angelegter öffentlicher Aufklärung und einer Intensivierung der Sexualerziehung (u.a. auchAuswirkungen von Pornografie-Konsum) Schweden wird zum Vorreiter in der Reduktion von Prostitution
2006 Finnland plant ein Sexkaufverbot der Prostitution nach Schwedischem Vorbild, letztlich wird jedochnur ein modifiziertes Gesetz erlassen (Freier machen sich strafbar, wenn sie Sex mit Frauen haben, die einen Zuhälter haben oder Opfer von Menschenhandel sind).
2008 schließt sich Norwegen dem Schwedischen Modell an.
2009 folgt Island und das Schwedische wird zum Nordischen Modell.
2014 Im Februar 2014 nimmt das Europäische Parlament eine Resolution an, in der die EU-Staaten aufgefordert werden, die Nachfrage nach Prostitution einzudämmen, indem sie die Freier bestrafen und nicht die Prostituierten. Die Abgeordneten betonen, dass nicht nur Zwangsprostitution, sondern auch freiwillige sexuelle Dienstleistungen gegen Bezahlung die Menschenrechte und die Würde des Menschen verletzen. „Statt der Legalisierung, die in den Niederlanden und Deutschland zu einem Desaster geführt hat, brauchen wir einen nuancierten Ansatz, der die Männer bestraft, die die Körper der Frauen als Gebrauchsgegenstand behandeln, ohne dabei diejenigen zu bestrafen, die in die Sexarbeit abgeglitten sind“, so Abgeordnete Mary Honeyball, die die Resolution entworfen hat. Die Resolution ist nicht bindend.
2014 hat Kanada unter dem Gesetz Protection of Communities and Exploited Persons Act (PCEPA) Unterstützungsmaßnahmen (finanzielles Volumen: 20 Millionen Dollar) für Prostituierte und deren Entkriminalisierung nach dem Vorbild des Nordischen Modells eingeführt. Zur Rechenschaft gezogen werden die Freier, Zuhälter, Betreiber von Prostitutionslokalen und all jene, die an der sexuellen Ausbeutung von Frauen verdienen. Eine Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab, dass das Nordische Modell in der Gesellschaft eine große Akzeptanz genießt: die Zahl jener die für das Gesetz sind, ist 5 Mal so hoch wie Zahl derer, die es ablehnen.
2015 Nordirland verbietet als erstes Land der UK den Kauf sexueller Dienstleistungen. Geregelt wird das Gesetz im Human Trafficking and Exploitation Act und lehnt sich ebenfalls an das von Schweden entwickelt Nordische Modell an.
2016 Frankreich: Im Herbst verabschiedet die französische Nationalversammlung ein Gesetz zur “Bekämpfung des Prostitutionssystems”. Dem ging ein langes Hin- und Her zwischen Nationalversammlung und Senat voraus. Letzterer wollte eine Kernstück des Nordischen Systems, nämlich die Freier-Kriminalisierung wieder aus dem Gesetz streichen. Schlußendlich aber setzte sich dann doch im April 2016 die französische Nationalversammlung durch und stimmte für ein neues Prostitutionsgesetz nach dem Vorbild des Nordischen Modells.
Irland: Am 22. Februar 2017 bestätigte das irische Oberhaus die Sexual Offences Bill. Bereits vorher hatte die Abstimmung im irischen Unterhaus eine klare Mehrheit offenbart: 94 von 103 Abgeordneten, von der Labour bis zur Sinn Féin, hatten für das neue Gesetz gestimmt. Nur die kleine Partei der Grünen und einige andere Abgeordnete votierten dagegen oder enthielten sich der Stimme.
2020 Israel ist das weltweit achte Land, das das Nordische Modell eingeführt hat!
MITMACHEN
Sie wollen bei uns mitmachen? Teil der Initiative STOPP SEXKAUF werden?
Dann nehmen Sie bitte unter initiative@stoppsexkauf.at Kontakt mit uns auf.