Am 18. Februar war es endlich soweit: Die Initiative STOPP SEXKAUF präsentierte sich im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz in der Schwedischen Botschaft in Wien offiziell als erste österreichweite Plattform gegen die Verharmlosung und Legalisierung von Prostitution.
„Wir wollen nicht mehr länger zusehen wie abertausende Frauen, die aus Not und Armut in der Prostitution landen, von Sexkäufern, Bordellbetreibern und Zuhältern ihrer Würde beraubt, ausgebeutet und vom Staat im Stich gelassen werden“, stellte Mariam Vedadinejad als Vertreterin der Initiative einleitend klar.
Zu Gast waren neben der bekannten irischen Autorin und „Überlebenden“ Rachel Moran, die selbst sieben Jahre lang in der Prostitution war, auch Pierrette Pape von der European Women’s Lobby und der sozialdemokratische schwedische EU-Parlamentarier Jens Nilsson. Aus Österreich saßen die Sozialarbeiterin Anna Mayrhofer von SOLWODI (Solidarity with Women in Distress), Johnny Nesslinger vom Verein Männer für Geschlechtergleichstellung und Jedida Sutter von der Jugendbewegung Freethem–Österreich mit am Podium.
Gleich zu Anfang erklärte Moran, warum sie den Begriff „Sexarbeit“ kategorisch ablehne: Er verharmlose die Prostitution, die „fortgesetzter Missbrauch und Gewalt ist“. Gleichzeitig verwirke der Begriff den Frauen das Recht, sich über diesen Missbrauch zu beklagen, da sie ja für diese „Arbeit“ bezahlt würden.
Gemeinsam sprachen die ExpertInnen sich in aller Deutlichkeit für das Nordische Modell als die einzige Prostitutionspolitik aus, die eine Politik für Frauen sei und eine Gesellschaft möglich mache, in der sich Männer und Frauen auf Augenhöhe treffen könnten. Pierrette Pape verdeutlichte: „In einer Gesellschaft, wo man wertschätzend miteinander umgeht, darf es kein Männerrecht auf Sexkauf geben.“ Auch warnte sie davor, dass Österreich neben Deutschland und den Niederlanden, wo Prostitution liberalisiert ist, zu einem „Thailand“ Europas werde.
Anna Mayrhofer, die in Wien eine Schutzwohnung für Opfer von Menschenhandel leitet, weiß aus den Lebensgeschichten der Frauen, dass sich „keine aus freien Stücken die Prostitution ausgesucht hat, sondern aus Armut, Verzweiflung, Täuschung und Zwang dort gelandet ist.“ Sie sprach auch die Folgenschäden der Prostitution an. Dabei gehe es nicht nur um teils schwere körperliche Verletzungen, sondern auch um posttraumatische Folgeerscheinungen: „Bei einigen Frauen sind diese vergleichbar mit jenen von Folteropfern“.
Johnny Nesslinger hinterfragte den männlichen „Bedarf“ an Prostitution und trat für die Entkriminalisierung der Prostituierten sowie für Freierstrafen ein. Er wehrte sich grundsätzlich gegen ein Männerbild, „das uns als triebgesteuerte Wesen darstellt, die zu Vergewaltigern werden, wenn nicht sofort genug Objekte zur Bedürfnisbefriedigung zur Verfügung sind“. Jedida Sutter, die mit Freethem-Österreich unter SchülerInnen und StudentInnen u.a. auf das Thema Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung aufmerksam machen will, schloss hier an und erklärte, warum Burschen in ihren Workshops die Hauptzielgruppe seien: „Es muss sich Grundsätzliches in den Köpfen der Sexkäufer von morgen ändern – nämlich, dass es nicht mehr cool ist, Sex zu kaufen!“
Abschließend forderten die VertreterInnen der Plattform STOPP SEXKAUF umfassende Reformen in der österreichischen Gesetzgebung, mit dem Ziel, das Nordische Modell auch hier einzuführen.